F I  K T I O N S             T E X T E R E I                      



Das Buch-Lädchen

 Leseprobe Krimi 2

Fall 3: Der Bio-Killer, Kommissar Jacke ermittelt gnadenlos

Fall 4: Auf holprigen Pfaden, Kommissar Jacke schlägt zurück

 

 ©Alle Rechte vorbehalten Sabine Heilmann 2017/19/20 und weiter

 

Die folgenden Geschichten sind frei erfunden. Zufällige Übereinstimmungen mit den Namen von realen Personen sind nicht beabsichtigt.

2. Fall

Inhalt:
1. Blockierungen  2. Jackes Sonntag  3. Ländliche Spurensuche  4. Die Familie  5. Messerscharf  6. Der Kommissar erinnert sich 
7. Schadstoff- reiche Kontakte  8. Unsaubere Machenschaften  9. Umtriebe am Montag  10. Eine unklare Hinterlassenschaft  11. In der Sackgasse 12. Weiterer Verlust 66 13. Listenreiche Versuche  14. Auflösung pars pro toto  15. Überraschende Wendung  16. Nächtliche Jagd • Anhang

1. Blockierungen 

Der Mann lag mit der rechten Wange am Boden. Zwischen seinen Lippen staken mehrere weiß-braune Federn, ordentlich nebeneinander drapiert. So wirkte es, als hielte der Tote einen Fächer mit dem Mund. Diese acht Federn stammten offensichtlich von dem Federvieh, welches um ihn herumwuselte. Die Hühner machten einen Höllenlärm: Sie gackerten, pickten und flogen immer wieder über ihre Nachbarn hinweg. Dabei pickten inzwischen einige von ihnen sogar an der blauen Arbeitsjacke, die der Tote trug. Er hatte auch eine blaue Hose aus kräftigem Baumwollstoff an seinen Beinen, an deren unterem Ende grauschwarze derb abgewetzte Arbeitsschuhe hervorschauten. Auf der rechten Ferse, die durch die Fußhaltung nach oben ragte, thronte eine Henne. Sie stand einfach nur ruhig da, beäugte kurz das blaue Feld unter sich und drehte dann den Kopf zuckend hin und her, als wolle sie das übrige tolle Treiben von einer höheren Warte aus beobachten. Daraufhin gackerte sie einmal laut und flog davon. In diesem Moment wurde die Tür neben dem Toten kräftig geöffnet. Vielmehr wurde es versucht, konnte aber nicht gelingen, da der tote Körper die Tür quer dazu blockierte.

„Mist!“, hörte man von draußen sofort eine verärgert männliche Stimme. „Was soll das denn?“, und dann: „Konrad, bist du da drin?“ Der Mann versuchte nun mit Gewalt, die Tür freizuschieben und beendete seinen Versuch erst dann abrupt, als er eines Zipfels des blauen Arbeitsanzuges ansichtig wurde. „Konrad? Bist du das? Was ist los mit dir? Konrad!“ Jetzt schrie der Mann und beschloss bestürzt, um die große Scheune herum von hinten durch eine zweite selten benutzte Tür in das Gebäude einzudringen. Dort hineingelangt lief er, so schnell er konnte, quer durch die Halle. Die gackernden und vor seinen Beinen flüchtenden Hennen nahm er gar nicht wahr. Sonst so übermäßig rücksichtsvoll bezüglich seiner Lieblingstiere brachte er jetzt keinen Sinn für sie auf. Schon sah er den blau gekleideten Mann am Boden liegen. Er scheuchte die Hennen weg von ihm und kniete an seiner Seite ...

Das geschah um 10:31 Uhr an einem Sonntagmorgen im März. Die Frühlingssonne schickte ihre schon wärmenden Strahlen in feinen Bündeln durch die weiter oben liegenden Fenster der Scheune und erleuchtete fleckenhaft das rege Treiben am Boden ...

Inhalt des vierten Falles:

1. Die Freuden des Lernens 2. Langeweile  3. Berglust 4. Jähe Unterbrechung 5. Zurückgeworfen  6. Qualen 7. Wer bin ich?  8. Der langweilige Dozent  9. Bühne frei für den Kommissar  10. Abrechnung? 11. Fleißarbeit 12. Auf bekannten Pfaden  13. Belohnungen

1. Die Freuden des Lernens

Hauptkommissar Manfred Jacke betrat seine Wohnung sehr spät an diesem Abend. Das war auch gut so, denn dadurch bekam er einen weiteren Tag Aufschub. Ab Übermorgen sollte er ein Ausbildungsseminar besuchen. Der kommende erste Tag des Seminars wurde jetzt für ihn hinfällig, denn er war schon für die lange Anreise verbucht. Im Grunde hatte Jacke überhaupt keine Lust, ein Seminar zu besuchen. Besonders bei diesem jetzt anstehenden handelte es sich um ein Thema, dem er seit etlichen Jahren geflissentlich aus dem Weg gegangen war. Immer, wenn es endlich an ihm hätte sein sollen, für diese Fortbildung eingeteilt zu werden, steckte er zu seinem Glück bis zum Hals in einem wichtigen Fall. Dazu kam, dass er von allen Absolventen dieses Seminars stets das Gleiche zu hören bekam: Wie langweilig es gewesen wäre. Der Dozent ein Schmock, der keine Ahnung von Praxisarbeit hätte, nur Theorie im Kopf und so weiter. Dies überzeugte ihn nicht unbedingt, alles daranzusetzen, sich endlich auch in den Kreis der Eingeweihten aufnehmen zu lassen. Jetzt war es leider doch so weit. Diesmal konnte nichts mehr dazwischenkommen. Gerade eben hatten sie den letzten Mordfall gelöst. Alle waren zufrieden mit den Ergebnissen einer langen, über Wochen hin andauernden Schnitzeljagd bis zur Verhaftung des Täters. Sie war letztlich erfolgreich absolviert worden, die Schnitzel sozusagen allesamt erkannt und abgeheftet. Den Abend wollte er daraufhin in Begleitung seines Kollegen Kommissar Jürgen Feldkamp in der Stammkneipe ausklingen lassen. Dabei prosteten sie noch etlichen der anwesenden Kollegen zu. Die Feierlaune hätte nicht besser sein können. Nur sollte Jacke sofort am nächsten Morgen sehr früh losfahren, denn er musste durch ganz Deutschland hindurch, an München vorbei bis ins Voralpenland hinein, um seinen Seminarort zu erreichen. Also war der Feierei bald genug! Schnell war er geduscht und hatte die Zähne geputzt. Alles andere verschob er auf den nächsten Tag. Beim Einschlafen sandte er noch kurz einen stillen Gruß an seine Ex-Frau Karin, der er seit einiger Zeit wieder näher gekommen war. Irgendwie schlich es sich dann in sein abendliches Entspannungsritual ein, ihr alles Gute zu wünschen. Als Gebet hätte er es nicht beschrieben, was er da in diesem Moment dachte, aber es kam dem doch schon sehr nahe. Die beiden wichtigen Frauen in seinem Leben, Karin und seine Mutter, bedachte er in dieser Weise regelmäßig einmal am Tag. So hätte es eine Ordnung, fand er.
Am nächsten Morgen stand er frisch und erholt auf, packte schnell seine Siebensachen für die viertägige Abwesenheit und befand sich bereits um 8:00 Uhr auf der Autobahn.                                                                                Die vergangenen anstrengenden Tage konnte er bald komplett hinter sich lassen. Er pfiff den beliebten Schlager im Radio mit, der von Wolken und grenzenloser Freiheit handelte und war tatsächlich viel besserer Laune, als vorher gedacht. Am Nachmittag passierte er München und die Weite der Wiesen des Voralpengebiets lud ihn ein, langsamer zu fahren und zu genießen, was er da an sich vorüberziehen ließ. Ein Urlaub wäre jetzt gar nicht schlecht, dachte er. Einfach einmal ganz allein die Berge besteigen, eine Zeit lang nicht sprechen oder denken, nicht freundlich sein müssen, wenn man eigentlich gerade schlechte Laune hatte. Einfach in den Tag hineinleben! Das konnte er sich in dieser frischen, würzigen Luft gut vorstellen.
Kurze Zeit später fuhr er in das Dorf ein, in dem sich das Seminarhaus befinden sollte ...